3 Uhr morgens in Tokio.
Schlaflos.
Jetlag.
Im Dämmerzustand zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen für mich die Grenzen: BMW, VW und Mercedes – vereint wie Toyota, Honda und Nissan.
Wohl nur eine Jetlag-Fantasie.
Meine Übermüdung spielt mir definitiv einen Streich – aber nicht den, den ich dachte: Denn Toyota, Honda und Nissan – die Giganten der japanischen Automobilindustrie – haben sich entschieden, ihre Kräfte zu bündeln.
Sie haben verstanden: Die Zukunft ist größer als das Ego.
In der japanischen Kultur hat Kooperation traditionell einen höheren Stellenwert als individueller Erfolg. Die Geschichte des Landes zeigt immer wieder, wie überraschende Allianzen von ehemals verfeindeten Samurai-Clans entscheidende Wendepunkte brachten.
Natürlich gibt es auch in Japan keine Garantie, dass 1+1+1 mehr als 3 ergibt. Kooperation ist kein Selbstläufer. Es gibt genug Beispiele von Fusionen, die in träger Bürokratie versanken oder wo Innovationen im Konsens-Sumpf stecken blieben.
Aber darum geht es nicht.
Gemeinsame Ressourcen schaffen etwas Wichtigeres: Raum.
Raum zum Experimentieren.
Raum zum Scheitern.
Raum zum Neudenken.
Und genau dieser Raum ist es, den wir in Zeiten disruptiver Veränderung so dringend brauchen.
Die deutschen Premiumhersteller scheinen in ihrer eigenen Erfolgsgeschichte gefangen. BMW, Mercedes und VW – jeder ein Königreich für sich. Jeder überzeugt, dass der eigene Weg der einzig richtige ist.
Ist es wirklich nur Wunschdenken, wenn die deutsche Automobilindustrie ihren Stolz für einen Moment beiseite legen würde? Nicht um der Kooperation willen. Sondern um der Möglichkeiten willen.
Die Frage ist nicht, ob wir perfekt zusammenarbeiten können.
Die Frage ist, wie lange wir uns die Einzelkämpfer-Mentalität noch leisten wollen.