Als ich über meinen Besuch im DAWN-Café berichtete, wo mich Rion per Roboter-Avatar aus ihrer 300 Kilometer entfernten Wohnung bediente, hielt mancher das für so eine Tokyo-Kuriosität.

„Hier bin ich einfach Rion, die Kellnerin. Nicht Rion, die Behinderte“, sagte sie, ein Satz, der mehr über echte Inklusion verrät als tausend Diversity-Workshops.

Die jetzt stattfindende Expo 2025 in Osaka zeigt: Rion war der Anfang, nicht die Ausnahme.

7-Eleven, ein globaler Riese mit über 80.000 Filialen, setzt nun Avatar-Roboter „newme“ in ihren Expo-Filialen ein, nicht als Gimmick, sondern als Lösung für Arbeitskräftemangel und als Weg zu mehr Inklusion.

In Japan entsteht eine neue Definition von Präsenz: Nicht der Mensch geht zur Arbeit, die Arbeit kommt zum Menschen. Das Faszinierende: Es sind keine futuristischen Fantasien, sondern die Rückeroberung von Normalität für alle.

Was 7-Eleven demonstriert, ist keine technologische Spielerei, sondern ein anderes Gesellschaftsverständnis. Eines, in dem Inklusion nicht als moralische Pflicht begriffen wird, sondern als ökonomische Notwendigkeit und soziale Selbstverständlichkeit.

Warum machen wir das nicht längst?
Stellen Sie sich vor: Die nächste Rion sitzt vielleicht nicht in Tokio, sondern in Berlin oder in Duisburg. Sie bedient Sie nicht im experimentellen Café, sondern in Ihrem Supermarkt um die Ecke.

Die Frage ist nicht mehr, ob wir uns Inklusion leisten können. Die Frage ist, welche Form von Gesellschaft wir sein wollen. Eine, die Ausschluss als unvermeidlich akzeptiert? Oder eine, die die Bedingungen von Teilhabe neugestaltet?

Das Wegweisende geschieht im Alltäglichen: Convenience Stores werden zu Pionieren einer Arbeitswelt, in der Präsenz neu definiert wird.

Was uns die Expo 2025 vor Augen führt, ist keine ferne Utopie, sondern eine greifbare Möglichkeit, eine Welt, in der Rion einfach Rion sein kann und in der Arbeit nicht mehr an Orte gebunden ist, sondern an Menschen.

Die Zukunft der Arbeit ist nicht im Home-Office.
Sie wird überall sein.
Für alle.