Berlin versinkt im Müll.
Zumindest, wenn man den offiziellen Meldungen glaubt.
170.434 Anzeigen für illegale Müllablagerungen in 2024.
Ein Rekord.
Wie lösen wir das Problem?
Mehr melden, mehr abholen, mehr bestrafen?
Falsche Frage. Die richtige Frage lautet:
Warum landen Dinge überhaupt auf der Straße?
In Japan gibt es Schulen ohne Reinigungspersonal.
Ich wiederhole: Keine Putzkräfte.
Die Kinder machen das selbst. Jeden Tag. 15 Minuten lang.
Das ist keine Sparmaßnahme.
Es ist eine Kulturinvestition.
Die Magie liegt nicht im Besen, sondern in dem, was passiert, wenn du ihn selbst schwingst.
Wenn ein Siebenjähriger einen Flur wischt, lernt er nicht über Sauberkeit.
Er erlebt sie.
Er verkörpert sie.
Er besitzt sie.
Deutsche Kinder lernen: „Man wirft keinen Müll auf die Straße.“
Japanische Kinder erleben: „Ich bin verantwortlich für meinen Raum.“
Das ist der Unterschied zwischen Theorie und gelebter Praxis.
Der öffentliche Raum gehört entweder jedem von uns oder er gehört keinem.
Wer jemals auf Knien Kaugummi vom Schulhof gekratzt hat, sieht Straßen anders. Wer selbst Graffiti von Wänden schrubben musste, wird die nächste Sprühdose zweimal überdenken.
Aber wir haben Angst vor dieser Idee.
„Das ist Kinderarbeit!“
„Dafür haben wir Fachkräfte!“
„Das ist unwürdig und gefährlich!“
Die unbequemsten Ideen sind oft die wirksamsten.
Wir optimieren das falsche Problem.
Wir brauchen keine moderneren Entsorgungssysteme.
Wir brauchen ein stärkeres Verantwortungsgefühl.
Nicht mehr Mülleimer.
Mehr Eigeninitiative.
Keine schärferen Strafen.
Praktische Erfahrungen ab dem ersten Schultag.
In Berlin investieren wir in teure Reinigungstechnik.
In Japan wachsen Menschen mit Verantwortungsgefühl auf.
Das Experiment wäre einfach:
Eine Schule. Ein Bezirk. 15 Minuten täglich. Ein Jahr lang.
Kein Reinigungspersonal entlassen.
Sie werden zu Mentoren, nicht zu Dienstleistern.
Die Kosten? Minimal.
Der potenzielle Gewinn?
Eine Generation, die versteht, dass der öffentliche Raum nicht „da draußen“ ist. Er ist hier.
Er gehört uns.
Unsere 170.434 Müllmeldungen sind kein Infrastrukturproblem.
Sie sind ein Kulturproblem.
Willst du wirklich saubere Straßen?
Dann gib Kindern einen Schrubber.