Überall wird dir erzählt, dass Resilienz trainierbar ist.
Morgens meditieren. Kalt duschen. Stoizismus studieren.
Wie ein Muskel, den du aufbauen kannst.
Individuell. Allein. Mit der richtigen Technik.
„Wie werde ich resilienter?“
„Wie werde ich mental stärker?“
„Wie optimiere ich mein Mindset?“
ICH, ICH, ICH.
Es ist wie eine Endlosschleife der Selbstbesessenheit.
Und weißt du was?
Es fühlt sich gut an.
Es gibt uns das Gefühl, dass wir die Kontrolle haben.
Kannst du gerne glauben. Wird aber nichts bringen.
Die gesamte Resilienz-Industrie verkauft dir eine Halbwahrheit.
Und sie klingt so gut, dass wir sie nur zu gern glauben.
Bis du nach Japan schaust. Dort machen sie alles anders.
Während wir hier in unseren Kaltduschkabinen stehen und über Stoizismus philosophieren, macht Japan uns vor, wie echte Resilienz aussieht.
2011, das große Tōhoku-Erdbeben und Tsunami. Einer der schlimmsten Naturkatastrophen der modernen Geschichte.
Was passierte? Chaos? Plünderungen? Jeder für sich?
Genau das Gegenteil. Ordnung. Hilfe. Gemeinschaft.
Warum? Weil Resilienz dort nicht als individuelle Superkraft gelehrt wird. Resilienz wird als Gruppenwert gelebt. Schon im Kindergarten lernen sie füreinander da zu sein.
Wenn eine Krise kommt, denkt niemand: „Wie komme ICH da durch?“
Sie denken: „Wie helfen WIR uns gegenseitig?“
Und jetzt wird es unangenehm für uns Selbstoptimierungs-Junkies:
Echte Widerstandsfähigkeit entsteht zwischen Menschen. Nicht in ihnen.
Wir müssen uns ändern.
Nicht nur ich.
Nicht nur du.
Wir.
Resilienz entsteht in Freundschaften, die wir pflegen. In Gruppen, die sich aufeinander verlassen können. In Verbindungen, die halten, wenn es schwierig wird.
Die schlechte Nachricht: All die Resilienz-Kurse, die dir beibringen, wie du ein mentaler Krieger wirst? Sind größtenteils Zeitverschwendung. Die noch schlechtere Nachricht: Echte Resilienz aufzubauen ist viel schwieriger. Weil es nicht nur von dir abhängt.
Jetzt gibt es zwei Optionen:
Option 1: Weitermachen wie bisher.
Option 2: Akzeptieren, dass echte Stärke kollektiv ist. Dass wirkliche Resilienz in Verbindungen liegt.
Japan hat sich für Option 2 entschieden.
Und weißt du was? Es funktioniert.
Stell dir vor, was passieren würde, wenn wir das auch täten.
Es würde uns allen helfen. Nicht nur dir. Nicht nur mir.
Uns allen.