Wir brauchen jetzt einen Staatssekretär für Einsamkeit.
Klingt absurd? Ist es aber nicht.
Die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionspapier den Kampf gegen die Einsamkeit zur politischen Aufgabe erklärt.
Nach Japan und Großbritannien hat auch Deutschland erkannt, dass Einsamkeit mehr ist als ein persönliches Problem: Sie ist eine gesellschaftliche Herausforderung.
Während die technischen Möglichkeiten zur Vernetzung explodieren, implodieren die tatsächlichen zwischenmenschlichen Beziehungen.
Die Algorithmen, die uns verbinden sollen, haben uns in Wirklichkeit voneinander isoliert. Jeder in seiner eigenen Informationsblase, umgeben von digitalen Spiegelbildern seiner selbst.
Diese Einsamkeitsspirale ist messbar schädlich. Studien zeigen: Wer dauerhaft einsam ist, lebt kränker. Und kürzer.
Aber die Forschung zeigt auch: Menschen ohne ausreichende soziale Verbindungen verlieren Empathie. Ohne empathischen Kontakt, der uns erdet und mit verschiedenen Perspektiven konfrontiert, werden wir anfälliger für extreme, radikale Positionen.
Damit wird Einsamkeit nicht nur ein soziales oder gesundheitliches Problem, sie wird zu einer demokratischen Herausforderung. Eine Gesellschaft, die systematisch Vereinzelung produziert, untergräbt die Grundlagen des demokratischen Diskurses. Demokratie lebt von Begegnung, vom Aushandeln unterschiedlicher Interessen und vom Kompromiss.
Wie können wir also gemeinsam einsam sein, um es schließlich nicht mehr zu sein?
Die Regierung kann uns keine Freunde machen.
Die Politik kann uns keine bedeutungsvollen Beziehungen schenken.
Das kann uns niemand abnehmen.
Aber vielleicht beginnt der Weg aus der Einsamkeit nicht mit einem Gesetz, sondern mit uns.
Mit dem Mut, das erste Gespräch zu führen.
Heute.