An meinem ersten Schultag fragte mich die Lehrerin, ob ich Deutsch verstehe.
Ich nickte und antwortete.
Sie schaute mich verwirrt an.
Vermutlich hatte sie erwartet, dass ich in einer exotischen Sprache antworte oder zumindest mit den Schultern zucke.
Heute diskutiert Deutschland.
Über Quoten. Für Grundschulkinder.
Als wären sie ein Problem, das man verteilen muss.
Ich hatte den unfairen Vorteil einer deutschen Mutter.
Sie verstand das System. Wir sprachen zu Hause Deutsch.
Was ist mit den Familien, die das nicht haben? Egal.
Stattdessen passiert etwas viel Aufschlussreicheres: Meine Freunde, die jahrelang im hippen Kreuzberg lebten und die Vielfalt liebten, ziehen in das nicht so hippe Zehlendorf, sobald ihre Kinder schulpflichtig wurden. Oder schicken sie auf Privatschulen.
Sie verrieten nicht ihre Überzeugungen. Sie verrieten nur ihre Konsequenz.
Migrantenquote? Deutschland hat sie längst.
Sie wohnt in Kreuzberg und geht nach Zehlendorf zur Schule.
Vielfalt ist beliebt. Aber nicht im Einzugsgebiet der eigenen Grundschule.
Stattdessen rechnen wir aus, wie viele „andere“ wir noch ertragen können, anstatt zu fragen, warum unsere Schulen so schlecht sind, dass Menschen wegziehen.
Dabei ist die Lösung so einfach, dass sie schon wieder kompliziert ist:
Man müsste alle Schulen so gut machen, dass es egal ist, welche Kinder dort hingehen.
Aber wer will das schon?
Wir zählen Kinder, anstatt auf sie zu zählen.