Wir haben das Wir verlernt

Trump droht mit 25 Prozent Autozöllen. China entwickelt sich zur neuen Macht im Automobilgeschäft.

Japans Antwort? Toyota will amerikanische Autos über seine Händler verkaufen, um Trumps Handelsbilanz zu entspannen. Honda, Nissan, Mazda, Toyota, alle entwickeln gemeinsam Chips für intelligente Fahrzeuge.

„Team Japan“ nennen sie das. Klingt pathetisch, funktioniert aber.

In Deutschland? Wir würden das „Verrat“ nennen.

Dabei konnten wir das mal. Wirtschaftswunder, Mitbestimmung, Deutschland AG. Wir haben gemeinsam gewonnen.

Aber dann kam das Narrativ vom „Ich zuerst“. Und das Wir wurde zur Fußnote.

Heute lieben wir Teamwork als Konzept. Hassen es als Realität.

Denn viel cooler ist die Geschichte vom einsamen Genie, der gegen alle Widerstände triumphiert.

Aber diese Geschichten sind Mythen. Große Durchbrüche entstehen nie allein.

Trotzdem erzählen wir sie weiter. Weil Helden Instagram-tauglich sind. Teams sind es nicht.

Japan macht das Gegenteil.

Sie leben das „Wir“. Es ist nicht Nächstenliebe. Es ist Notwendigkeit.

Die Absatzzahlen in China? Im freien Fall. Toyota -7%, Nissan -12%, Honda -31%. Allein in  2024.

Trotzdem kooperieren sie. Oder gerade deshalb.

China koordiniert seine Industrien mit staatlicher Macht. Japan bündelt seine Kräfte aus privatwirtschaftlicher Einsicht. Und wir? Kämpfen weiter gegeneinander, als gäbe es keine chinesischen Elektroautos, keine Software-Revolution, keine Zeitenwende.

BMW gegen Mercedes. VW gegen Audi. Jeder baut seine eigene Plattform. Jeder entwickelt seine eigenen Chips. Jeder scheitert für sich allein.

Japan? Sie haben das „Wir“ nie verlernt.

Und Deutschland?

Wir haben das Wir nicht verloren. Wir haben nur vergessen, wofür es gut war.  

Ideen für
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Michael Okada

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